top of page

ZUM ERSTEN MAL: TAUCHEN

THAILAND / 22. JANUAR 2019

Als ich langsam und vorsichtig die Weste mit der Tauchflasche wie einen Rucksack auf meinen Rücken hebe, frage ich mich, ob ich hier gleich zum ersten Mal tauchen oder mit einem Jetpack von Daniel Düsentrieb abheben soll. „Wie schwer ist dieses Ding eigentlich?“, schießt es mir durch den Kopf. Während das Tauchboot leicht schaukelnd in der Bucht liegt, versuche ich mit dem gefühlten Backstein auf dem Rücken, das Gleichgewicht auf dem klitschnassen Boden zu halten. Was sind das alles für Kabel, die rechts und links von hinten in mein Sichtfeld ragen? Krampfhaft sucht meine Erinnerung nach den Theoriestunden der letzten Tage. Dafür ist jetzt jedoch keine Zeit mehr. Leicht benommen, mit einer Mischung aus Abenteuerlust und Ohnmacht, führe ich den obligatorischen Buddy-Check aus. Dann soll ich springen - ins offene Meer.

Mein erstes Mal Tauchen

Ich stehe gerade am Rande eines kleinen Tauchboots in der Bucht von Mango Bay auf Koh Tao in Thailand. Gleich soll ich zum ersten Mal unter Wasser atmen. Durch einen Schlauch. Und ein Mundstück zwischen meinen Zähnen, das so groß ist, dass es auch einem Wal passen würde. Meine Handflächen sind mittlerweile so feucht wie der Boden unter mir. Unser Tauchlehrer Andy sieht mir selbst durch meine halb beschlagene Taucherbrille meine Nervosität an. „Ganz ruhig, alles easy, nur 5 Meter Wassertiefe.“ Als ob mich das beruhigen würde. Das ist tiefer als jedes Schwimmbadbecken, in dem ich in meiner Jugend plantschen war. Ohne Raketenantrieb auf dem Rücken und Schlauch im Mund.

Möchtegern-Filmheld geht baden

Was hatte ich mir das alles heldenhaft vorgestellt. Souverän wie Paul Walker in "Into the blue" durch leuchtend blaues Wasser. Oder voller Entdeckereuphorie wie Matthew McConaughey in "Ein Schatz zum Verlieben". Braun gebrannt und cool. Jetzt gerade fühle ich mich jedoch eher wie Roy Schneider in "Der weiße Hai". „Go Go Go!“ Die ersten Mittaucher vor mir springen ins Wasser. Mein Puls beschleunigt ein letztes Mal auf Schnappatmung, dann halte ich wie gelernt die Taucherbrille fest und mache einen großen Schritt in Richtung Mut.

Get down!

Zusammen mit den anderen treibe ich an der klaren Wasseroberfläche und warte auf das Zeichen von Andy. Da ist der nach unten gestreckte Daumen, der signalisieren soll, dass wir jetzt runtergehen. Langsam lasse ich die Luft aus meiner Weste und sinke Zentimeter für Zentimeter dem tiefen Blau entgegen. Innerhalb weniger Sekunden schießt ein Druck auf meine Ohren, der schlimmer ist als jeder Bauchklatscher vom Dreier. Flashbackartig erinnere ich mich wieder an den kleinen Theorieraum, wo uns zuvor 3 Tage lang eingetrichtert wurde, wie man diesen Survival-Trip angeblich meistern soll. Und siehe da: Gekonnt lege ich meinen Kopf in den Nacken und drücke was das Zeug hält. Plopp! Plopp! Ohren frei! Erleichtert grinse ich mit meinem Mundstück zwischen Blubberblasen vor mich hin.

Welcome to Water-Wonderland!

Unten angekommen fällt mir ein riesengroßer Backstein vom Herzen. Und vom Rücken. In den Wogen des tiefen Blaus spüre ich kein Gramm mehr vom Raketenantrieb. Im Gegenteil: Ich fühle mich wie schwerelos und schwebe durch das badewannenwarme Wasser. Also doch eher wie der lässige George Clooney in Gravity. Ich staune über die Farbenflut hier auf dem Meeresboden. Schimmernde Töne von Rot, Gelb und Blau dringen durch meine noch immer leicht beschlagene Brille und verdrängen die letzten Reste Angsthase aus meinem Wetsuit. Plötzlich zischt ein kleiner Fischschwarm rechts an uns vorbei und ich höre, wie ich durch mein Mundstück einen genuschelten Jubelschrei loslasse. Die dann folgenden 30 Minuten sind wie eine wahnwitzige Mischung aus Achterbahnfahrt, Badeurlaub und Aquariumbesuch, die sich in den Tiefen meines Hirns fest verankert.

Abheben mit Tauchflasche

Als mein Kopf nach einer aufregenden und zugleich entspannenden halben Stunde wieder die türkise Wasseroberfläche durchbricht, strömen Glücksgefühle durch meinen gesamten Neo. Vom nassen Scheitel bis zur Flossensohle. Ich steige aus dem Wasser und merke plötzlich wieder die Tauchflasche auf meinem Rücken. Jetzt trägt sie mein Stolz jedoch federleicht an Bord.

Du willst mehr Adrenalin, Abenteuerlust und Peinlichkeiten? Dann schau Dir doch mal mein erstes Mal Bootfahren an!

Wie hat sich Dein erstes Mal Tauchen angefühlt? Warst Du auch nervös oder doch eher cool wie McConaughey?

Like it - Share it!

DAS KÖNNTE DIR AUCH GEFALLEN

KOMMENTARE

WOHIN GEHT DIE REISE?

bottom of page